Die Tiefsee: Starker Schutz der Umwelt oder kommerzieller Tiefseebergbau?
Der globale Bedarf an kritischen Mineralien für erneuerbare Energien und moderne Technologien, wie etwa Elektrofahrzeuge, wächst rasant. Die Tiefsee birgt grosse Mengen dieser Mineralien, darunter wertvolle Rohstoffe wie Kobalt, Nickel, Mangan und seltenen Erden. Technologische Fortschritte ermöglichen es heute, diese bis vor kurzem unzugänglichen Ressourcen abzubauen.

Das Interesse an Bodenschätzen wie Kobalt, Nickel, Mangan und seltenen Erden auf und im Meeresboden ausserhalb nationaler Hoheitsgebiete (auch bekannt als the Area bzw. das Gebiet) ist aufgrund der Nachfrage nach erneuerbaren Energien und modernen Technologien wie Elektrofahrzeuge rasant gestiegen. Dieses Gebiet, das als gemeinsames Erbe der Menschheit gilt, umfasst rund zwei Drittel der Weltmeere und wird von der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) mit Sitz in Kingston, Jamaica, verwaltet. Die ISA hat eine doppelte Aufgabe: Zum einen soll sie im Einklang mit dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen Regularien für den Abbau von Mineralstoffen im Gebiet zum Nutzen der gesamten Menschheit entwickeln (sogenannter «Mining Code»). Zum anderen soll die ISA sicherstellen, dass die Tiefsee vor schädlichen Auswirkungen solcher Aktivitäten geschützt wird.
Die Schweiz ist Mitglied der ISA und wird dort durch das Schweizerische Seeschifffahrtsamt (SSA) vertreten, das dafür eng mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) zusammenarbeitet.
Schweizer Position und aktuelle Entwicklungen bei der ISA
Neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge ist der Tiefseebergbau nicht mit den Umweltschutzanforderungen vereinbar und stellt eine Bedrohung für das Klima dar. Zudem ist die wissenschaftliche Datenlage derzeit nicht ausreichend, um im Sinne des Vorsorgeprinzips die Auswirkungen des Tiefseebergbaus auf die Umwelt umfassend zu bewerten, was es unmöglich macht, die Tiefsee effektiv zu schützen (wissenschaftliche Studie).
Der Bundesrat beschloss deshalb im Juni 2023, ein Moratorium für den Tiefseebergbau zu unterstützen. Mit dem Tiefseebergbau soll zugewartet werden, bis
- umfassendere wissenschaftliche Erkenntnisse über dessen Folgen vorliegen und
- ein wirksamer Schutz der Meeresumwelt vor schädlichen Auswirkungen gewährleistet werden kann.
Die Position steht im Einklang mit der maritimen Strategie 2023-2027 und der wissenschaftsbasierten Aussenpolitik der Schweiz.
Ein Moratorium für den Tiefseebergbau ist trotz wachsender Unterstützung derzeit nicht mehrheitsfähig; die ISA arbeitet deshalb weiterhin am Mining Code, um den kommerziellen Tiefseebergbau zu ermöglichen. Im Jahr 2024 wurden bei der Ausarbeitung des Mining Codes Fortschritte erzielt, doch viele Fragen sind noch offen und erfordern weitere Verhandlungsrunden. Im Mittelpunkt steht die zentrale Frage, wie der Mining Code die Tiefsee wirksam vor den negativen Auswirkungen des Tiefseebergbaus schützen kann. In den fortlaufenden Verhandlungen zum Mining Code setzt sich die Schweiz für hohe Umweltschutzstandards, ein strenges Inspektionsregime und transparente Prozesse ein.
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